Wolf Konrad Roscher betreibt den Projektraum WKR im Westwerk Leipzig

Das Viertel verändert sich sehr rasant und stark.

Wolf Konrad Roscher

Manche behalten ihre ursprüngliche Form und manche werden wie eine Collage neu zusammengesetzt. Es gibt eine große Vielfalt wunderbarer, gelebter Oberflächen zu entdecken und Konrad kann zahlreiche Geschichten zu den Designs oder der Herkunft der Industrielampen erzählen.

Weshalb hast du dich für den Leipziger Westen als Standort entschieden? Vor wie vielen Jahren hast du angefangen in Lindenau?
Ich habe 2000 in Lindenau angefangen, mit meinen Eltern und Freunden haben wir das Buchantiquariat Dombrowski in der Zschocherschen Straße ausgebaut und auf gemacht, 2008 eröffnete ich das WKR. Für Lindenau entschied ich mich weil hier noch bezahlbarer Raum, Platz und Daseinsgefühl für mein Arbeiten war.

Käme ein anderes Viertel auch in Frage?
Ein anderes Stadtgebiet kommt für mich im Moment nicht in Frage.

Du hast als Kunststudent diesen Raum als Atelier genutzt, inwieweit hat sich deine Arbeitssituation seitdem geändert?
Meine Arbeitssituation hat sich prinzipiell außer dem wachsenden Publikum und einer allgemeinen Belebung nicht geändert.

Alte Lampen und Leuchten werden detailgetreu aufgearbeitet.
In dem Projektraum WKR finden sich zahlreiche Relikte der industriellen Vergangenheit Leipzigs.
In dem Projektraum in Leipzig Lindenau findet man unter anderem aufwendig aufbereitete alte Industrielampen.
Eine aufbereitete Tischlampe beleuchtet ein emailliertes Schild mit der Aufschrift »Luft«
Eine Glühbirne liegt neben Schraubstöcken auf einem Tisch.
Detailansicht eines Schleifgerätes im WKR von Wolf Konrad Roscher in Leipzig Lindenau.

Hat sich das Viertel verändert? Was daran magst du? Was magst du nicht?
Das Viertel verändert sich sehr rasant und stark. Am stärksten bemerke ich intensive Bautätigkeit: so ziemlich jedes Grundstück, Brachfläche oder unsaniertes Haus wird bebaut, saniert oder genutzt. Das ist grundsätzlich positiv, wenn sich der Charakter der Nutzung nicht allzu einseitig lastet. Damit meine ich natürlich den oft beklagten Strukturwandel hin zum seelenlosen Ausverkauf. Es wurden und werden stadtpolitisch viele Fehler gemacht, der größte von ihnen ist die freiwillige Aufgabe der zivilgesellschaftlichen Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten, diese Stadt gehört nicht dieser Stadt. Dies ist bedauerlich, dennoch sind wir alle Teil dieses Prozesses und müssen mit der Entwicklung umgehen.

Als gestaltungswilliger Mensch sollte ich mich bemühen zu begreifen was hier läuft und mich positiv in diesen Strukturwandelprozess einbringen.
Alte Lampen und Leuchtmittel werden im Projektraum WKR von Wolf Konrad Roscher in den ursprünglichen Zustand versetzt.
Detailaufnahme eines Schleifgerätes.
Detailansicht des Projektraumes von Wolf Konrad Roscher in Leipzig Lindenau.
Alle Ausstellungsstücke wurden detailgetreu aufbereitet.
Ein alter Spielzeug-Kreisel aus der DDR liegt neben Werkzeugen.
Detailansicht verschiedener Werkzeuge.
Eine alte Industrielampe beleuchtet den Projektraum von Wolf Konrad Roscher in Leipzig Lindenau.

Als Künstler muss ich handeln, das meine ich nicht nur ökonomisch; als gestaltungswilliger Mensch sollte ich mich bemühen zu begreifen was hier läuft (gesellschaftlich-politisch) und nach meinen Möglichkeiten handeln und mich positiv in diesen Strukturwandelprozess einzubringen. Mein Atelier WKR mit der davor befindlichen DISPLAYwand begreife ich als die performative Gesamtheit des Denkens, Handelns, der Kommunikation und Haltung von Wolf Konrad Roscher: ich bin Teil, ich nehme Teil.

Portraitaufnahme von Wolf Konrad Roscher in seinem Werkraum in Leipzig Lindenau.

Was glaubst du, wie wird es sich hier weiter entwickeln?
Für die Zukunft bin ich positiv gespannt was für neue Bewohner und Macher es in unser Viertel treibt, was wir hier zusammen mit den bereits Ansässigen tun können und hoffe sehr dass sich die Möglichkeiten nicht durch übermäßige Preisentwicklungen rar machen. Glück auf!

Info

Wolf Konrad Roscher arbeitet mit alten Dingen, die aus vergangenen, industriellen Arbeitskontexten oder aber auch aus ganz privaten Lebensfeldern stammen. In seinem Atelier findet man das industrielle Erbe aus hundert Jahren Produktion in Mitteldeutschland.

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