Und das faszinierende dabei ist, dass es trotzdem nur Worte sind, die linear hintereinander aufgereiht stehen, Zeile für Zeile auf jeder Seite.

Mithu Sanyal

In diesem Frühjahr besuchten wir Mithu Sanyal in ihrem Atelier Düsseldorf und konnten einen weiten Blick von ihrem üppig bepflanzten Balkon werfen.

Mithu ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin, bekannt für Werke wie Vulva, Vergewaltigung, Identitti und Antichristie. Wir schätzen ihre Arbeit sehr und freuten uns über das ausführliche Gespräch mit ihr.

Sagst du noch was du willst? Oder hast du das Gefühl, dass du vielleicht vorsichtig sein musst, in dem, was du sagst? Und holst du noch weiter aus, damit alles verstanden wird?
Interviews sind ja nicht mein Hauptarbeitsgebiet, aber sie sind definitiv das, wofür man am meisten kritisiert wird. Im Moment müssen nur Schlagworte fallen und die Leute gehen schon auf die Barrikaden. Ich komme gerade von der Gründungsveranstaltung des „Kompetenzzentrum für Geschlechterforschung in der Transformation” an der Uni Kassel zurück. Die haben vielleicht mit Gegenwind zu kämpfen. Da heißt es, Gender-Studies wollen uns umerziehen. Und dann ist da natürlich mein Forschungsgebiet Kolonialismus und Postkolonialismus. Die sind plötzlich zur gefährlichen Wissenschaft geworden. Da sagen Leute, dass Post-Colonial-Studies durch die Bank antisemitisch seien. Das ist irre. Man kann ja einzelne Texte kritisieren, aber man kann doch nicht eine gesamte Wissenschaft abtun.

Und so trifft es auch Antichristie, deinen letzten Roman?
Ich war bei einer Lesung, wo mir der Veranstalter erzählt hat, dass seine Geldgeber ihn besorgt gefragt hätten, ob ich Antisemitin sei. Und ich fragte, wie sie denn darauf kämen? Ja, weil es doch in meinem Buch um Postkolonialismus gehe. So weit sind wir schon. 

Deine Hauptfigur Durga reist in dem Buch durch die Zeit, also vom Jahr 2022 ins Jahr 1906. Sie ist zu dem Zeitpunkt in London und bleibt auch 1906 dort. Und ich habe in einem deiner Interviews gehört, dass das der Start des Romans war, dass du diese Szene zuerst geschrieben hast?
Ja, das war die erste Szene, die ich für das Buch geschrieben habe.

Üppig beladenes Bücherregal im Studio von Mithu Sanyal in Düsseldorf.

War zu dem Zeitpunkt schon klar, dass deine Hauptfigur in der Gegenwart eine Frau ist und in der historischen Zeit ein Mann?
Das hat sich selbst in die Szene hineingeschrieben. Ich habe diese Verfolgungsszene geschrieben, da landet jemand in Klamotten aus dem 21. Jahrhundert im London von 1906 und flüchtet, vor den Blicken der erstaunten Menschen und klettert in einen Garten, weil dort Wäsche an einer Leine weht. Und mit dem Stehlen der neuen Kleidung hat sich dann auch dieser Penis mit reingeschrieben. 

Ich hatte mir sehr viele Gedanken zur Erzählperspektive gemacht, die Gegenwart ist in der auktorialen Perspektive geschrieben und die Vergangenheit in der ersten Person. Das war mir sehr sehr früh klar. In der Vergangenheit hast du keinen Überblick. Du kannst nicht, wie in der Gegenwart von oben drauf gucken. Und ich wollte die beiden Zeitebenen auch deutlich sprachlich voneinander unterscheidbar machen.

Und daraus ergab sich dann auch, dass du am Anfang nicht merkst, dass Durga jetzt ein anderes Geschlecht hat. Ich hatte natürlich auch andere Szenarien durchgespielt, zum Beispiel, ob Durga in der Vergangenheit in den Körper einer der historischen Figuren schlüpfen sollte. 

Ein literarischer Text ist wie ein Lebewesen und hat einen eigenen Charakter und einen eigenen Willen und als Schriftstellerin ist es häufig meine Aufgabe, dem Text zu folgen.

Und aus Gewohnheit hast du vermutlich auch gar nicht lange darüber nachgedacht, dass sie als Frau in der Vergangenheit nicht weit kommt?
Ja, genau. Als Frau hätte sie niemals ins India House einziehen können. Das ist ein echter Ort, von 1905 bis 1910 war das ein Wohnheim für indische Studenten in London, aber in Wirklichkeit lebten dort die indischen Revolutionäre und haben Waffen geschmuggelt. Und das waren alles Männer, bis auf die indische Freiheitskämpferin Madame Cama, die in India House ein- und ausgegangen ist.

So etwas läuft ja im Hintergrund, während du noch über andere Sachen nachdenkst, im Gehirn ab. Das Geschlecht hat sich also hineingeschrieben. Das ist ja das Tolle am literarischen Schreiben: unglaublich viele Sachen sind viel mehr Arbeit als bei Sachtexten, aber gleichzeitig gibt es dann die ganzen Dinge, die wie magisch von selbst geschehen. Ein literarischer Text ist wie ein Lebewesen und hat einen eigenen Charakter und einen eigenen Willen und als Schriftstellerin ist es häufig meine Aufgabe, dem Text zu folgen.

Und zack, war also der Penis da und alle fragen dich nach der Gartenszene?
Ja, das war eine häufige Frage, ob das eine Ermächtigungsszene von Durga sein sollte, dass sie als erstes onaniert. Und ich war überrascht, denken die wirklich bei Selbstbefriedigung, dass sie sich jetzt selbst ermächtigen?

Aber das ist natürlich immer eine Version der Vergangenheit durch die Brille der Gegenwart.

Wäre es nicht einfacher gewesen, den historischen Handlungsstrang einfach als historische eigene Ebene zu schreiben?
Ursprünglich hatte ich auch überlegt, einen historischen Roman über India House zu schreiben. Aber ich fühle mich bei historischen Romanen immer ein wenig betrogen. Da wird suggeriert, wir wüssten, wie sich Menschen damals gefühlt haben und wie sie die Welt wahrgenommen haben. Aber das ist natürlich immer eine Version der Vergangenheit durch die Brille der Gegenwart. Und da dachte ich, warum mache ich das nicht direkt offensiv so? Warum lasse ich meine Hauptfigur nicht einfach durch die Zeit reisen? Dann gebe ich gar nicht erst vor, ich würde den Leser:innen jetzt das authentische 1906er-Feeling geben, während ich sie gleichzeitig trotzdem dorthin entführe.

Du machst mit der Sprache der ersten Person klar, dass du es durch die Brille von heute siehst.
Genau, die Zeitebene, die 2022 zum Tod der Queen spielt, ist in der dritten Person geschrieben, aber sobald Durga durch die Zeit fällt, hat sie keinen Überblick mehr, da würde eine auktoriale Erzählperspektive überhaupt keinen Sinn machen. Da schauen wir durch Durgas Augen auf diese fremde und gleichzeitig vertraute Welt und versuchen zu verstehen, was da eigentlich gerade passiert. Und mein Buch arbeitet ja auch viel mit Spiegelungen.

Es beginnt mit der Beerdigung von Durgas Mutter und einen Tag später stirbt die Queen. Sie reist ja auch nicht in irgendeine Vergangenheit, sondern in eine, in der sie die Probleme, die sie in der Gegenwart hat, wiederfindet, nur in verwandelter Form. Wir machen ja mit nichts so viel Politik wie mit der Vergangenheit. Als die Briten Indien kolonialisiert haben, haben sie als erstes Geschichtsbücher geschrieben, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen.

Das passiert in Deutschland gerade mit der AfD ,die uns ja in eine Fantasievergangenheit zurückkatapultieren wollen. Aber auch die bürgerlichen Parteien beteiligen sich daran, indem sie letztes Jahr die Erinnerung an den deutschen Kolonialismus aus der offiziellen Erinnerungskultur ausgeklammert haben. In meinem Buch schreibe ich unter anderem darüber, dass unter der Narendra Modi Regierung in Indien gerade die Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Da sind sich alle einig, dass das ein Unding ist. Aber das passiert hier natürlich auch, schau dir mal die DDR-Geschichtsbücher an, die sahen echt anders aus.

Damit will ich nicht die DDR verherrlichen, ich will nur einen komplexen Blick auf diese komplexen Geschichten werden. Nichts ist eindeutig.
Blick auf ein Detail im Studio von Mithu Sanyal.
Vorratsbehälter auf einem Regal.

Hast du ein Beispiel?
Das sieht man zum Beispiel in der Abtreibungsdebatte. In Deutschland ist Abtreibung eine Straftat, die unter bestimmten Indikationen straffrei ist. Aber in der DDR gab es das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung, also nicht nur war Abtreibung legal, es gab auch ein Recht auf gute medizinische Versorgung.

Und mit der Wiedervereinigung wurde das dann einfach unter den Tisch gekehrt. Wenn wir über Abtreibung sprechen, dann erwähnen wir nicht, dass die DDR da deutlich liberaler war, sondern wir sprechen über den Kampf der westdeutschen Frauenbewegung gegen den §218. Da wird eine diverse Vergangenheit zu einer homogenen Vergangenheit, die so vieles ausblendet. Damit will ich nicht die DDR verherrlichen, ich will nur einen komplexen Blick auf diese komplexen Geschichten werden. Nichts ist eindeutig.

Das ist ja auch ein wichtiges Element in Antichristie. Du hast so viel Liebe für deine Figuren, diese Gratwanderung, die du gehst, zwischen dem Savarkar der Zukunft und dem des historischen Zeitstrangs. Auch dort zeigst du, er war nicht nur das Monster, nein er war auch mehr. 
Richtig, Savarkar ist einer der vielen Antichristen in meinem Roman. In Indien ist er heute vor allem als der Vater von Hindutva bekannt, also des Hindunationalismus, in dessen Namen gerade Muslime aus dem indischen Wir heraus definiert werden. Und das ist wahr. Aber der Savarkar, den Durga in India House trifft, ist noch ein ganz anderer. Er ist ein radikaler Freiheitskämpfer, der Hindu-Muslim-Unity predigt. Mich hat interessiert, wie aus diesem Menschen der Savarkar werden konnte, den die hindunationalistische Regierungspartei BJP in Indien heute feiert.

Du führst die Vielschichtigkeit der Situationen aus. Und so mag ich auch die vielen kleinen Debatten, die Durga im Buch mit ihrer Freundin Nena führt.
Nena ist eine der absoluten Lieblingsfiguren für ganz viele Leute. Nena ist eine der absoluten Lieblingsfiguren für ganz viele Leute. Also auch für mich. Sie war einmal ein Antifa-Mädchen und ist heute Yogalehrerin und dabei noch immer Punk und unkonventionell. Durga und Nena kennen sich seit einem Vierteljahrhundert, haben damals zusammen in einer WG gewohnt und sind noch immer enge Freundinnen und Nena begleitet Durga auf ihrer Reise nach London, und dann sagt sie plötzlich: „Manchmal wenn die Moschee zu Ende ist, fühle ich mich wie eine Fremde im eigenen Land.“ Durga fällt alles aus dem Gesicht, weil sie sich immer wie eine Fremde im eigenen Land fühlt, weil sie de facto eine Fremde im eigenen Land ist. Nena fällt auch alles aus dem Gesicht, weil sie das natürlich nicht auf einem Podium oder im Radio gesagt hat, sondern ihrer engsten Freundin anvertraut: Wieso findest du mich jetzt rassistisch. Und beide werden einander in dem Moment nicht gerecht.

Mir gefällt als Figur Sanjeev am besten. Der männliche Körper, in den Durga in der Vergangenheit schlüpft. Mir gefällt, dass es ein Körper aus dem 19. Jahrhundert ist, der einen Geist aus dem 21. Jahrhundert hat. 
Dieser Körper hat ja eine eigene Geschichte, der war ja schon da, bevor Durga in ihn eingezogen ist und ihre Erinnerungen mitgebracht hat. Und während Durga ihren Mann und ihren Sohn und überhaupt ihre Zeit vermisst, ist dieser Körper an die Zeit, in der er lebt, gebunden. 

Was hat dich selbst beim Schreiben überrascht?
Ursprünglich dachte ich, dass Sanjeev viel kürzer im India House bleiben würde. Also, dass das drei Jahre geworden sind, das hat sich erst beim Schreiben so herausgestellt. Und auch, dass ich diese Zeit in der Vergangenheit brauchte, damit Sanjeev auch richtig dort ankommen kann. Es ist eben nicht nur ein psychologischer Doppelgänger ihrer Zeit, sondern es sind echte Charaktere, die Durga/Sanjeev immer mehr ans Herz wachsen. Auch überrascht hat mich im Schreibprozess, dass das nicht nur ein anderer Körper ist als Durga, sondern, dass dieser Körper auch andere Gefühle, inklusive einer anderen Wetterfühligkeit hat. Das war toll. 

Mein Rechercheprozess geht so, dass ich sehr viel lese und alles in mich aufsauge und darauf vertraue, dass mein Gehirn schon irgendwie etwas damit machen wird. Also wie du auch eine KI speisen würdest und dann sagst, schreibe. 

Madan Lal Dhingra hat mich auch in vielen Punkten überrascht, wie er sich als Figur geschrieben hat. Ich habe später dann noch die schöne Biografie seiner Nichte Leena Dhingra über ihn gelesen und ich war überrascht, wie viel ich dort wiederentdeckte. 

Vieles, was in India House passiert ist, hat mich überrascht. Ich wusste, was historisch in der Zeit passieren muss, aber nicht, wie die Figuren darauf reagieren, das hat sich beim Schreiben entwickelt.

Sanjeev bindet sich dann wiederum als Körper an die Menschen von 1906. 
Ja, es gibt eine große sexuelle Anziehungskraft zwischen Sanjeev und Savarkar, aber sie schlafen nie miteinander. Auf der einen Seite aus Loyalität zu Jack, aber Durga hat auch Angst, dass sie, wenn sie als Sanjeev mit Savarkar Sex hat, nicht mehr zurück in ihre eigene Zeit kommt.

Über India House gibt es viele Theorien, auch, dass Madan und Savarkar eine sexuelle Beziehung hatten. Natürlich weiß man das nicht, aber ich halte es nicht für ganz unwahrscheinlich. 

Und Kirtikar, der die Affäre mit dem Hausmädchen hat? Ist das auch passiert?
Das ist der Spion, Agent C wurde er von Scotland Yard genannt, und ja, das ist auch alles historisch belegt. Ebenso wie der Mord am Chef der Britischen Geheimpolizei, William Hutt Curzon Wyllie. Nur dass dieser Mord in meinem Buch durch ein unlösbares Rätsel ersetzt wird, indem Curzon Wyllie aus der von innen abgeschlossenen Bibliothek von India House verschwindet. Das liegt daran, dass Durga versucht hat, die Vergangenheit zu verändern und den Madan davon abzuhalten, Curzon Wyllie zu erschießen. Und das kennen wir ja aus Zeitreisegeschichten, sobald man einmal anfängt, die Vergangenheit zu verändern, geht alles schief. Aber ansonsten stimmt alles historisch, inklusive des Wetters, also der große Sturm von 1908, den gab es auch. Sogar die Wahrsagerin in der Schießbude.

Dein Sensitivity Reading hat sich auf die Figur Savakar konzentriert?
Ja, sobald ich ein paar Kapitel fertig geschrieben hatte, habe ich sie an zwei Indologen an der Uni München geschickt.

Was haben die beiden dir gesagt?
Es ging auch um grundsätzliches, aber hauptsächlich haben sie sich darauf konzentriert, ob die Figur von Savarkar in meinem Buch, von den Hinduva Leuten in Indien instrumentalisiert werden kann. Für den Fall, dass das Buch übersetzt würde. Hier in Deutschland versteht das sowieso keiner, warum Savarkar so eine schwierige und umstrittene Person ist.

Ein Detail auf dem Regal in Mithus Sanyals Studio in Düsseldorf

Was meinst du mit instrumentalisiert? 
Der historische Savarkar ist für die hindunationalistische BJP Partei ein absoluter Posterboy und alles, was über ihn erscheint, wird total von den Rechten in Indien ausgeschlachtet. Das ist ein bisschen wie die AfD Indiens, nur dass sie die Regierungspartei sind. Und ich wollte um keinen Preis, dass die sagen, das ist jetzt unser neues Lieblingsbuch.

Savarkar ist heute viel einflussreicher als er es damals war. Die Rechten haben sich einfach alle Sachen rausgesucht, die sich gegen Muslime richten, und den Rest ignorieren sie, wie Savarkars radikale Ablehnung des Kastenwesens und sein Kampf für Mischehen, als Ehen zwischen Muslime und Hindus. 

Eines deiner Metathemen ist ja die Frage, ob es gewaltfreien Widerstand gibt. Hast du für dich darauf eine Antwort gefunden?
Es gibt ja eine im Buch und dann habe ich auch eine darüber hinausgehende für mich. Das Buch endet ja mit einem großen Fest in India House, bei dem Gandhi und Savarkar sich ein Rededuell liefern, das ist auch historisch belegt, und Gandhi verteidigt gewaltfrreien Widerstand und Savarkar den bewaffneten Kampf. Und dann steht die indische Freiheitskämpferin Madame Cama auf und sagt, dass es niemals den einen Widerstand ohne den anderen geben wird: „Wichtiger ist, dass die Gesellschaft, für die wir kämpfen, auf den Prinzipien der Gewaltfreiheit beruht. Über diese Gesellschaft müssen wir nachdenken, und zwar jetzt. Ansonsten ersetzen wir eine Form von Unterdrückung durch eine andere. Ein freies Indien besteht nicht nur aus der Abwesenheit der Engländer. Wir müssen wissen, was Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für uns bedeutet, für alle von uns.”

Sanjeev/Durga führt dem in Gedanken hinzu: „Wie kann Versöhnung aussehen? Wie werden wir zusammen erinnern können? Wie werden wir zusammen trauern können? Wie heilen wir zusammen? Was bedeutet Freiheit, so dass jeder von uns frei sein kann?”

Wir sind gerade so militaristisch wie schon lange nicht mehr. Ich bin der Überzeugung, dass wir alle gewaltfrei sein sollten: Freiheitskämpfer und Militärs.

Meinst du Madame Cama hat das so gesagt?
Ich kann das nicht belegen, aber nach allem, was ich von ihr gelesen habe, würde ich ihre Haltung so zusammenfassen. Meine über das Buch hinausgehende Meinung ist, dass wir ein riesiges Millimetermaß an Widerstand anlegen, der perfekt sein muss, und bei staatlicher Gewalt im Moment gerade alle Augen zudrücken. Wir sind gerade so militarisch wie schon lange nicht mehr. Und ich bin der Überzeugung, dass wir alle gewaltfrei sein sollten: Freiheitskämpfer und Militärs. Ich bin immer noch Pazifistin, auch wenn das zurzeit ebenfalls zu einem Schimpfwort geworden ist, und bin auch der Meinung, wir können uns Kriege gar nicht mehr ökologisch leisten. 

Im Moment haben wir in Deutschland nur eine Antwort auf globale Konflikte, nämlich Waffen zu liefern. Das liegt auch daran, dass der Bundestag von der Waffenlobby beraten wird und eben nicht von Friedensforscher:innen. Jan van Aken hat dieses tolle Buch geschrieben „Worte statt Waffen”, in dem er dezidiert erklärt, was man in Krisensituationen machen kann, bevor man Waffen liefert, also welche vielen Schritte es vorher gibt. Er betont auch immer, dass es um einen gerechten Frieden geht, nur dann ist der Frieden stabil, es gilt das Primat des Zivilen, also immer erstmal die zivilen Mittel ausschöpfen.

Details auf dem Regal von Mithu Sanyal
Details auf dem Regal von Mithu Sanyal

Du hast ja auch immer wieder die Hinweise auf die Opfer, die auch Täter sein können, zum Beispiel wenn es darum geht, dass Durgas Mann immer wieder betont, dass er Schotte ist und kein Engländer.
Ja genau, das ist kein Zufall, dass die Inder in England mit Sinn Fein und den Iren verhandeln, weil sie denselben Feind haben, beide sind von England kolonialisiert, trotzdem haben die Engländer Iren - und vor allem überdurchschnittlich viele Schotten, zu denen sie ja auch ein perikoloniales Verhältnis hatten - nach Indien geschickt, um Indien zu kolonialisieren. Das heißt, du kannst auf der einen Seite Opfer des Empires sein und auf der anderen Seite Täter.  

Rein organisatorisch, wie behältst du den Überblick?

Ich bin dir so dankbar, dass du das fragst, weil ich wahnsinnig lange an der Struktur gearbeitet habe. Ich hatte eine Packpapierrolle, wo ich jedes Kapitel für mich aufgelistet habe, und das wurde immer komplexer. Das Buch besteht ja nicht nur aus der historischen Vergangenheit und der Gegenwart, es gibt ja auch die Sprünge in die Vergangenheit der Gegenwart in Durgas Geschichte.

Und mir war es wichtig, dass es nicht hier die Gegenwart gibt, dann reist Durga in die Vergangenheit, und am Ende kommen wir wieder in die Gegenwart, sondern dass sie die Zeiten durchdringen. Und dass die Zeitwechsel sich sozusagen organisch ergeben, also dass das so funktioniert wie Erinnerung, du erzählst und dann gibt es irgendein Thema und das triggert deine Erinnerung und dann gibt es eine Rückblende. An dieser Struktur habe ich irre lang gearbeitet. Und es ist ja auch kein Zufall, dass das Buch zwölf Kapitel hat, wie eine Uhr, plus das dreizehnte, das Nachwort.

BU für das Foto der Packpapierrolle: eines der Zwischenstadien für die Kapitel des Buches, eine späte Version der Struktur für das Buch, die letzten acht Kapitel.

Ich hatte fünf Hauptstränge. Writersroom Gegenwart, die Vergangenheitsebene, die Geschichte mit Durga und ihrer Mutter, dann Durga mit Nena und dann Doktor Who, die Popkulturgeschichten. Und darin dann andere Hauptstränge, die sich auch durch Kapitel ziehen, zum Beispiel Hindus und Muslime.

Ich hatte eine Geschichtsdoktorandin, die für mich in Archive und in die Britisch Library gegangen ist und die ganzen Originalquellen herausgesucht hat, deshalb ist auch jede Schlagzeile aus einer Zeitung und jeder Leserbrief in dem Roman echt. Die Recherche war natürlich extrem zeitaufwendig. Ich habe dann auch sehr viele Bücher gelesen. Alles, was Savarkar selbst geschrieben hat, was Leute über ihn geschrieben haben, es gibt ein Buch von Gandhi, das eigentlich ein Streitgespräch zwischen Savarkar und Gandhi ist, dieser bleibt zwar unbenannt, aber es ist ziemlich klar, dass es Savarkar sein soll. Ich habe David Garnetts Autobiografie aus seiner Zeit im India House gelesen, das war sehr hilfreich. Primärquellen aus der Zeit waren super, alte Biografien sind relativ unnütz, da muss man immer den Filter abziehen, mit dem sie geschrieben sind, weil jemand ein politisches Ziel verfolgt.

Du kannst vieles aus deiner Heimat nicht mitbringen, aber du kannst Samen mitbringen
Künstlerische Inszenierung des Romans „Wuthering Heights“ von Emily Brontë

Sehr schön fand ich die Intros, die du für den Writer’s Room geschrieben hast, die ganzen magischen Pflanzentipps.
Da ging es um europäische Vorstellungen von Kommunikation mit den Toten. Um Heilung, was pflanze ich auf dem Grab an, damit das weitere Leben der Toten erfolgreich ist, was mache ich, um den Teufel zu vertreiben oder um die Jenseitswelt herbeizurufen? Was mache ich, um Elfen zu sehen? Ich habe wahnsinnig viele Bücher über Pflanzenmagie gelesen, die tollsten war die Margaret Baker.

Wie können wir auf Augenhöhe und konsensuell nicht nur mit anderen Menschen, sondern auch mit der lebendigen Welt um uns herum leben. Das ist eine ganz wichtige Frage für mich. Viele Inder kamen mit Samen, die sie in ihre Kleidung genäht hatten, nach England. Du kannst vieles aus deiner Heimat nicht mitbringen, aber du kannst Samen mitbringen. So war das auch bei meinem Vater. Er hat sehr darunter gelitten, dass es in Deutschland nicht die Gewürze gab, die er kannte, er hat immer kofferweise Gewürze aus Indien mitgebracht. Oder auch, wie lange es dauerte, bis es Basmati-Reis in Deutschland gab. Sowohl was wir essen, wie wir essen, welche Gewürze wir verwenden, nicht nur, damit es leckerer schmeckt, sondern auch weil wir Heilung damit verbinden oder das Gefühl haben, wir geben Liebe oder Schutz mit rein. Das finde ich total spannend und das fließt am Rande in das Buch mit ein. 

Wann schreibst du eigentlich? Du gibst ja viele Interviews und bist für Lesungen unterwegs. Was ist deine Routine? Schreibst du unterwegs? Stehst du um 6 Uhr auf?
Nein. Unterwegs schreibe ich gar nicht. Hah, um 6 Uhr?! Ich würde im Leben nicht um 6 Uhr aufstehen. Während ich das Buch fertig schrieb, bin ich teilweise um 6 Uhr morgens ins Bett gegangen. Mein Rhythmus hat sich immer weiter nach hinten geschoben. Ich kann nachts am besten schreiben und das ist auf Dauer total ungesund. 

Ich habe mir gesagt, ich muss jeden Tag mindestens vier Seiten schreiben. Das hängt auch damit zusammen, dass das Buch länger als geplant wurde und ich dann am Ende wirklich 16-Stunden Schreibtage hatte, sieben Tage die Woche. Die Figuren hatten einfach noch mehr zu erzählen. Und ich bin mit den vier Seiten immer später ins Bett gegangen und ich muss auch genug schlafen, damit ich schreiben kann. Mindestens acht Stunden. Um einen vernünftigen Text schreiben zu können, habe ich einfach so lange geschlafen, wie ich konnte, habe mir dann die vier letzten Seiten wieder vorgenommen, ausgedruckt und überarbeitet. Meistens habe ich dann das komplette Kapitel nochmal überarbeitet und dann wieder vier neue Seiten. 

Und so bin ich gegen Ende um 6 Uhr in der Frühe ins Bett gekommen, aber ich habe das bis zum Ende durchgezogen, weil ich das Buch zur Deadline fertigstellen wollte. 

Kunst im Studio von Mithu Sanyal
Kunst im Studio von Mithu Sanyal in Düsseldorf
Mein Bild dafür ist, dass ein Sachbuch dreidimensional ist, als würdest du eine Bühne bauen, aber ein Roman ist vierdimensional, diese Bühne muss dann noch lebendig werden.

War es bei den Sachbüchern einfacher, das in kleine Häppchen zu teilen? Schreibst du aus Zeitgründen erst jetzt Romane?
Nein. Ich habe fast fertige Romane, die ich vor Jahren geschrieben habe und die eben niemand veröffentlichen wollte. 

Bestimmte Sachen gehen bei Sachbüchern schneller, andere bei Romanen. Ein großer Unterschied ist, dass du bei Sachbüchern die ganzen Zitate hast, die musst du ja schon mal nicht selbst schreiben. Dafür gibt es bei Romanen diesen Aspekt von Magie, als würden die Figuren das Buch mitschreiben und dir die Dialoge einflüstern. 

Bei Sachbüchern konnte ich sehr gut meine Zeit kalkulieren und die vier Seiten pro Tag waren da kein Problem. Das war auch sportlich, aber möglich. Bei einem Roman ist es wirklich anders. Mein Bild dafür ist, dass ein Sachbuch dreidimensional ist, als würdest du eine Bühne bauen, aber ein Roman ist vierdimensional, diese Bühne muss dann noch lebendig werden. Und dann liest du dir die Szene durch und sie ist einfach flach. Also, sie fliegt nicht. Es fühlt sich zweidimensional an und es muss ja vierdimensional sein. Die Leser:innen müssen glauben, dass das, was du schreibst, tatsächlich so passiert in diesem Moment. Und deshalb musst du das wieder und wieder durchgehen und es kann total lange dauern, bis es plötzlich abhebt.

Du musst das Buch wirklich riechen, schmecken und fühlen können. Das musst du alles fühlen, alles, was dann auch in dieser Welt passiert. Du musst in diese Welt hineingehen.

Und das Faszinierende dabei ist, dass es trotzdem nur Worte sind, die linear hintereinander aufgereiht stehen, Zeile für Zeile auf jeder Seite. Mit diesen Worten musst du etwas erschaffen, was dem, wie du wahrnimmst, entspricht. Du nimmst ja in der Welt alles gleichzeitig wahr. Für mich ist es unglaublich einfach, Dialoge zu schreiben. Die schreiben sich von selbst, aber der reine Dialog ist noch keine Szene. Diese Dialoge muss ich dann noch sehr lange überarbeiten, so dass sie sich nicht wie ein Drehbuch anfühlen. 

Ich meine, was ist ein gutes Buch? Manche Bücher liest du und dir ist langweilig, und dann liest du andere und hast das nicht. Es liegt nicht daran, was darin passiert, sondern an der Art, wie die Dinge erzählt werden, wie deine Wahrnehmung gelenkt wird und all das.
Ja genau, nimm zum Beispiel Agatha Christie, alle sagen ja immer: Uh, Christie konnte tolle Krimiplots erinnern, aber ihr Stil ist eher rudimentär. Dabei ist Agatha Christie eine unglaublich tolle Stilistin, die es schafft, ihre Figuren mit relativ wenigen Beschreibungen absolut plastisch zu machen, die stehen bei dir im Raum, die sind unverwechselbar. Es gibt so Kriminalromane, da ist das nicht so, und das liegt eben daran, wie sie geschrieben sind. Der Unterschied ist für mich, merkst du, dass du einen Text liest oder bist du in der Geschichte drinnen. Und das ist ja das, was ich erzeugen will. Du schreibst eine Geschichte und du willst, dass die Leute mit dir in der Geschichte sind und nicht sagen, jetzt lese ich ein Buch über dies oder jenes. Nein, du trittst in dieses Buch hinein und die Schrift ist eigentlich hinter dir und du bist in der Welt des Buches.

Blick in das Studio von Mithu Sanyal
Ecosexual Manifesto

Das ist jetzt ein Sprung zu einem anderen Thema, gibt es eigentlich immer noch so oft sehr negative Kommentare gegen deine Bücher?
Die Sachbücher waren natürlich viel weniger präsent und die Aufmerksamkeit für die Romane ist viel viel größer. Und das heißt leider auch, dass es mehr Online-Hass gibt.

Ich lese schon lange nicht mehr alle Kommentare im Internet. Nicht nur, um mich zu schützen, sondern auch weil es einfach nichts bringt. Die offiziellen Rezensionen sind eine andere Sache. Es gab einige ganz tolle Rezensionen zu Antichristie, vor allem von Denis Scheck. Und es gab eine Rezension, die so weit unter der Gürtellinie war, dass ich die als Redakteurin nicht durchgehen gelassen hätte. Da haben mich wirklich Leute gefragt, ob der Rezensent mich mal angebaggert und ich ihm eine Abfuhr erteilt hätte. Aber ich kannte den gar nicht.  Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass das erste Buch sehr erfolgreich war und jetzt haben Leute das Gefühl, sie müssen beim zweiten Buch viel härter rezensieren.

Es gab auch einen bestimmten Chauvinismus gegenüber dem Buch in ein paar Rezensionen, nach dem Motto: Da gibt es so viele indische Namen, die kann man sich ja alle gar nicht merken. Und der Rezensent war darauf noch stolz. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das vor drei Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Da hat sich etwas im kulturpolitischen Klima geändert. Und genau darum geht es ja in meinem Buch, wir kennen diese Namen nicht, deshalb lesen wir diese Geschichten nicht, aber weil wir die Geschichten nicht lesen, kennen wir die Namen nicht. Und es ist bezeichnend, dass Inder:innen die ganzen europäischen Geschichten kennen, wir hier aber nicht die indischen.

Wie schaffst du es diese Stimmen beim schreiben nicht zu hören?
Ich bin immer überrascht, worauf sich Leute fokussieren, was sie dann im speziellen kritisieren. Und ich hatte mit ganz anderen Stellen gerechnet. Mit diesen hatten sie dann aber keine Probleme. Das war auch bei dem Buch Vergewaltigung so. Sie haben sich an etwas festgebissen, darauf hätte ich vielleicht vorher kommen können, bin ich aber nicht.

Die Ressentiments, die es gegen Post-Colonial Studies gerade gibt, die merke ich schon bei der Rezension des Buches. Aber gleichzeitig wird es ja sehr breit rezipiert. Da kam wirklich niemand dran vorbei. Alle Zeitungen und Sender haben es besprochen. Und es wird ja auch gekauft und Leute finden es auch toll. Ich mache irre viele Lesungen und bei Lesungen sind die Leute so viel offener als der Diskurs und netter.  

Manche freuen sich auch darüber etwas zu lernen, was sie noch nicht kannten und dein Buch füllt ja auch eine sehr große Lücke.
Das finde ich auch sehr interessant, wie selektiv man das Lernen bei bestimmten Büchern lobt und bei anderen Büchern sagt man, das kenne ich noch überhaupt nicht, das interessiert mich auch nicht, was geht uns das denn an. Und der deutsche Buchmarkt war sehr lange bestimmten Geschichten gegenüber überhaupt nicht offen. Erst 2020 oder 2021 hat man sich in Deutschland, auch unter dem internationalen durch den Druck von Social Media, wo ja inzwischen ein riesiger Teil der Literaturkritik stattfindet, geöffnet.

Wir sind einfach zu provinziell, wenn wir einen ganzen Teil unserer Literaturgeschichten nicht lesen oder hören wollen. Und im Moment ist es wie ein Turn Back lashdown. Das haben wir ja auch an den Ergebnissen der Bundestagswahl gemerkt. Oder daran, dass in dem Koalitionsvertrag zwischen der CDU und der SPD etwa Muslime kein einziges Mal erwähnt wurden. Also Schutz von Muslimen vor Rassismus, der ja sprungartig angestiegen ist, kam gar nicht vor. Stattdessen wurde nur vor Islamismus gewarnt. 

Das sind erschreckende Entwicklungen.

Ich bin im Moment in der absurden Lage, dass ich politisch besorgter bin als jemals zuvor und persönlich so glücklich bin wie noch nie in meinem Leben

Und wie schaffst du das auszublenden?
Ich bin im Moment in der absurden Lage, dass ich politisch besorgter bin als jemals zuvor und persönlich so glücklich bin wie noch nie in meinem Leben. Ich wollte immer Romane schreiben und dass ich das jetzt tatsächlich darf, da sage ich nur danke, danke, danke. Gleichzeitig machen mir die politischen Entwicklungen in Deutschland und weltweit wirklich Angst und ich bin ein grundsätzlich fröhlicher Mensch – wie gesagt widersprüchlich.

Kunst im Studio von Mithu Sanyal
Blick auf das Bücherregal von Mithu Sanyal in ihrem Studio in Düsseldorf

Was gibt es als nächstes? Geht es mit Durga weiter?
Ich hatte tatsächlich, während ich an Antichristie geschrieben habe, überlegt, ob ich eine Trilogie daraus mache, das nächste Buch würde dann in Deutschland spielen. Ganz viele Leute aus dem India House sind kurz vor dem Ersten Weltkrieg nach Berlin gegangen. Es gibt die Hindu-German-Conspiracy, in der der deutsche Kaiser mit den Hindus zusammen versuchte, gegen das britische Empire vorzugehen. Den Hindus wurde danach die Unabhängigkeit versprochen. Als Deutsche war ich ja immer sehr glücklich darüber, dass wir den Ersten Weltkrieg verloren haben, und dann habe ich mit diesem Wissen plötzlich überlegt, was wäre gewesen, wenn Deutschland den 1. Weltkrieg nicht verloren hätte, wäre Indien damals dann schon unabhängig geworden? Dann hätte es die Hungersnot in Bengalen nicht gegeben. Insofern interessiert mich diese Hindu-German-Conspiracy wahnsinnig. Und es würde dann nicht Durga durch die Zeit reisen, sondern vielleicht ihr Sohn oder jemand anderes. Aber da denke ich frühestens in zehn Jahren noch einmal darüber nach. 

Aber um deine Frage zu beantworten, ich bin gerade dabei, das Exposé für mein nächstes Buch zu schreiben. Ich habe bereits die Grundidee für meinen nächsten Roman, in dem es unter anderem um Thomas Manns Doktor Faustus gehen wird und den Teufelspakt, aber auch um Folklore und die Vorstellung, dass Menschen sich in Tiere verwandeln können. Gleichzeitig habe ich aber auch noch ein Sachbuch, das ich wahnsinnig gerne schreiben möchte, und muss mich jetzt gerade entscheiden. Aber der Roman wird auf jeden Fall geschrieben werden. 

Danke für das Gespräch Mithu!

Info

Mithu Sanyal ist eine deutsche Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin mit polnisch-indischen Wurzeln, geboren 1971 in Düsseldorf. Sie promovierte über die Kulturgeschichte der Vulva und veröffentlichte dazu 2009 das Buch „Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“. Ihre Arbeiten thematisieren Feminismus, Rassismus, Popkultur und Postkolonialismus. Ihr Sachbuch Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens (2016) wurde 2017 mit dem Sonderpreis des Programms „Geisteswissenschaften International“ ausgezeichnet. Mit ihrem Romandebüt „Identitti“ (2021), das auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, gewann sie den Ernst-Bloch-Preis und den Literaturpreis Ruhr. 2024 erschien ihr zweiter Roman „Antichristie“, der historische, politische und popkulturelle Themen miteinander verwebt.

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