Daniela Nuß und Susanne Stoll betreiben kunZstoffe e.V.

Wenn man Raum sein kann für gemeinsame Verständigung, dann ist das toll!

Daniela Nuß & Susanne Stoll

Das Hauptziel von kunZstoffe e.V. fasst der Verein selbst mit dem Schlagwort Teilhabe zusammen. Darunter fällt unter anderem der Aufbau einer Materialsammlung als aktiver Beitrag zur Ressourcennutzung in der Stadt.

Restmaterialien, die sich in Privathaushalten ansammeln und die zu schade zum Wegwerfen sind, können im Vereinsgebäude im krimZkrams-Laden in der Georg-Schwarz-Straße abgegeben werden. Handwerker, Künstler, Erzieher und alle, die Materialien verarbeiten, erwerben diese gegen eine Spende und führen so den Verwertungsprozess fort. Wir haben mit Daniela Nuß und Susanne Stoll über ihr Vereinsengagement und dessen mittel- und langfristige Ziele gesprochen.

Daniela, wann hast du entschieden in Leipzig zu studieren?
Daniela: Ich war ein Jahr in Finnland und fand es dort sehr viel interessanter als in Stuttgart wohin es meine Familie verschlagen hatte. Zurück in Deutschland war mir klar, ich will wieder in meine alte Heimat, schaute mit verschiedene Unistädte in Ostdeutschland an und Leipzig war es dann und ist es bis heute.

Und wie kam, es dass du hier geblieben bist?
Daniela: Ich hatte mich nach dem Studium auch in anderen Städten beworben. Ich war Teil der Generation Praktikum. Damals gab es noch Arbeitsförderungsmaßnahmen, AGH, auf diese Weise bekam ich ein bisschen Berufserfahrung. Ich bin privat sehr viel zwischen Berlin und Leipzig gependelt und merkte, dass ich unbedingt in Leipzig bleiben wollte. Dann haben wir zu Neunt kunZstoffe gegründet und über den Ökolöwen wurde eine geförderte Stelle (Kommunalkombi) geschaffen, die mir Zeit gab das Projekt u.v.a. dessen Infrastruktur in Ruhe aufzubauen. Zeitgleich haben wir uns als kunZstoffe ehrenamtlich für die Stadtteilentwicklung engagiert und uns dann in einem Team von Mitgliedern aus mehreren engagierten Vereinen/Initiativen für das Magistralenmanagement beworben.

Blick auf volle Regalen im Laden von Kunzstoffe in Leipzig Lindenau.
Der Hund eines Vereinsmitglieds bei Kunzstoffe in Lindenau.

Susanne, was hat dich nach Leipzig gebracht?
Susanne: Mein erster Job nach meinem Studium zur Kommunikationsdesignerin hat mich nach Leipzig geführt.

Das klingt für kunZstoffe nach einer guten Ergänzung, Daniela aus der politischen Richtung und Susanne aus der gestalterischen?
Daniela: Meine Themen sind schon immer Arbeit und solidarische Ökonomie gewesen. Damit habe ich mich immer beschäftigt und ich begreife den Laden als eine Form der solidarischen Ökonomie. Die, die zu viel haben, geben und die, die zu wenig haben, holen es sich gegen Spenden. So kann die Infrastruktur erhalten bleiben. Es gibt keinen Gewinn, den man abschöpfen könnte.

Auf diese Weise funktioniert auch dieses Haus. Die Mieten tragen das Gebäude und dessen notwendige Reparaturen. Aber es gibt keine Verwaltung, alles wird von uns selbst gemacht. Es gibt auch keinen Eigentümer, der das Geld einstreicht.

Wenn man Politik studiert, dann beschäftigt man sich viel mit theoretischen Aspekten, was mir nicht so liegt. Ich wollte etwas praktisch ausprobieren. Ich dachte, wenn die Sache funktioniert, dann kommt die Politik schon auf dich zu. Und genauso war es.

Wir kamen mit kunZstoffe hierher und saßen relativ schnell mit der Verwaltung an einem Tisch. Wir haben überlegt, wie man den Leerstand als Chance für das Umsetzen neuer Ideen begreifen und dann entsprechend nutzen kann. Und wenn man das selber lebt, dann hat man natürlich auch ein anderes Auftreten. Du kannst sagen und zeigen, dass du nicht nur redest.

Das hatte ganz viel damit zu tun, dass bei vielen Dingen Leute ausgeschlossen sind, weil die Dinge zu teuer sind
Bastelutensilien in einem Regal.
Das Bild eines Hundes auf einem Stapel von Postkarten.
Ein Modellauto, das scheinbar direkt von einer Safari zurückgekehrt ist.

Auf eurer Webseite gibt es auch das schöne Wort Teilhabe.
Daniela: Das hatte ganz viel damit zu tun, dass bei vielen Dingen Leute ausgeschlossen sind, weil die Dinge zu teuer sind. Die Idee kam vom hinZundkunZ, wo wir Konzerte gemacht haben ohne Eintritt dafür zu verlangen. Oder von unserem Frühstücksbuffet. Dort gibt auch jeder das, was er eben geben kann. Wir haben hier im Viertel relativ viele Trinker. Die kamen dann auch und konnten dann einfach einmal einen Kaffee umsonst trinken. Als wir angefangen haben, waren auch noch bedeutend ärmere Leute unterwegs. Das haben wir unter Teilhabe verstanden.

Hattest du die Idee für das Konzept unabhängig von den Berlinern Kunststoffen?
Daniela: Nein. Ursprünglich hatte ich ein anderes Konzept im Sinn. Ich war in Berlin in ein Projekt involviert, das sich workstation - urbane Ideenwerkstatt e.V. nannte. Es war eine Art Netzwerk. Es ging darum Räume (ideeller, finanzieller oder auch infrastruktureller Art) zu schaffen, in denen Leute ihre Projekte umsetzen können. Das fand ich ganz toll und diese Grundidee wollte ich übernehmen. Ich habe jedoch gemerkt, dass dies allein zu schwammig war. Und Kunststoffe in Berlin hatten einen pragmatischen Ansatz, der sich leichter fassen ließ. Eins der konkret aus der workstation-Struktur heraus ermöglichten Projekte war die Materialsammlung, ein Ansatz den ich gut fand und der sich leichter fassen und vermitteln ließ. Ich suchte mir mit dem Ökolöwen - Umweltbund Leipzig e.V. eine Trägerorganisation die dieses Projekt unterstützte und suchte auf dem schwarzen Brett der Uni weitere Mitstreiter.

Wir haben zum Beispiel das Haus hier in Erbpacht übernommen, wir haben Räumlichkeiten gesucht, die aufgrund unseres spendenorientierten Projektes keine hohen Miet- oder Investitionskosten haben durften. Zunächst war auch nur das Gebäude da und mit diesem Gebäude und dessen Besitzverhältnissen (Eigentum der LWB – Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft) ergab sich die Möglichkeit, einen Erbpachtvertrag abzuschließen.

Hund und Halterin im Laden von Kunzstoffe in Leipzig Lindenau.
Ein Plakat eines Fuchses hängt an der Wand.

Was bedeutet ein Erbpachtvertag?
Daniela: Wir haben das Haus für 99 Jahre gepachtet, haben alle Pflichten und Rechte des Eigentümers, es gehört aber immer noch der LWB. Die LWB kann das Haus nicht ohne unsere Zustimmung verkaufen. Und wir haben das Vorkaufsrecht, zu dem Preis, den es am Anfang wert war. Wir können also in das Haus investieren, es in Stand halten, ohne dadurch dessen Wert in die Höhe zu treiben, sollten wir irgendwann einmal so viel Geld haben, dass wir uns das Haus leisten könnten. Uns war es wichtig, dass keine marktwirtschaftlichen Strukturen über dem Haus liegen. Und auch insgesamt über allen anderen Häuser, mit denen wir hier so zu tun haben.

So könnt ihr natürlich auch auf lange Zeit mit dem Projekt planen. Wann bist du dazugekommen, Susanne?
Susanne: Ich bin über ein Projekt von kunZstoffe dazugekommen, das ich fotografisch begleitet habe. So bin ich mit dem Verein in Kontakt gekommen und auf einem der Frühstückbuffets habe ich leichtsinnigerweise gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, mich bei kunZstoffe zu engagieren. Da bin ich natürlich gleich von einem Vereinsmitglied beim Schopfe gepackt worden und zack war ich dabei.

Zwei, drei Monate später war ich dann ein ganz offizielles Mitglied. Und da das Bild meine Stärke ist, kümmere ich mit seitdem um die Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe mir hier auch immer verschiedene Spielfelder gesucht. Ich mache Veranstaltungen in unserem soziokulturellem Raum, im hinZundkunZ, ich bin hier im Laden, ich gestalte Flyer und mache Werbung. Im Moment treibe ich u.a. die Struktur für richtige Öffnungszeiten und regelmäßige Workshops mit voran. Der Laden soll dann endlich intensiv genutzt werden können. Dann gibt es in naher Zukunft vielleicht auch mal eine bezahlte Stelle.

Wie kommt denn das Z in euren Namen?
Daniela: Zuerst hatten wir den Namen Kunststoffe, aber den gab es ja schon in Berlin. Wir haben dann erst einmal nach einem Namen für unseren Kulturraum gesucht, der für jeden offen sein sollte – also offen für hinZundkunZ. Dann kamen wir darauf aus Kunststoffe kunZstoffe zu machen. Und unserer Vorliebe für das große Z folgend, nannten wir unseren Materialsammlungsladen krimZkrams.

Susanne: Jetzt ist es unser Markenzeichen, mit dem man auch ganz gut gestalterisch spielen kann.

Das Eingangsschild von Kunzstoffe.
Mehrere Personen begutachten die mitgebrachte Ware.

Auf euer Webseite habt ihr aufgeführt, was an Material bei euch abgegeben werden kann. Halten sich die Leute daran?
Daniela: Meistens. Im Moment gibt es eine Tendenz, dass sehr viel bei uns vor der Tür abgestellt wird. Das ist zum Glück auch meistens das, was wir annehmen. Wir nehmen zum Beispiel keine Kleider, keine Möbel und kein Geschirr an, weil dies meist nicht weiterzuverarbeiten ist.

Susanne: Die Leute fragen auch oft nach. Sie wissen langsam, dass es uns um Materialien geht, mit denen man weiterarbeiten kann. Wenn Materialien nicht auf unserer Liste stehen, fragen sie nach oder haben manchmal auch Ideen, was man damit noch machen könnte. Dann sagen wir auch nicht nein.

Daniela: Manchmal kommen dann auch Sachen in Gang, die vorher nicht angedacht waren. Einer bringt ein Bastelbuch und der nächste, der das sieht sagt: »Bastelbücher habe ich doch auch.« Und schon hat man zu verschiedenen Themen dann Literatur zum Nachschlagen.

Und das was gebracht wird, steht das jedem zur Verfügung? Und die können dann damit arbeiten?
Susanne: Ja, jeder kann sich mitnehmen was er braucht und gibt dafür eine Spende.

Daniela: Umgekehrt erhält man nichts für die Sachen, die man bringt.

Jedes Projekt im Haus muss zum Erhalt des Hauses beitragen. Das ist der solidarische Ansatz
Ein Detail aus dem Vereinsgebäude von Kunzstoffe.
Daniela Nuß in ein Gespräch vertieft vor dem Laden von Kunzstoffe.

Kommen die Leute auch und zeigen euch, was sie gemacht haben? Oder spielt das für euch keine Rolle?
Daniela: Wir werden manchmal gefragt, ob wir die fertigen Sachen auch hier verkaufen würden. Aber das machen wir nicht.

Und wie läuft das mit den Kursen?
Daniela: Das mit den Kursen kommt aus dem Haus. Wir haben ja geringe Mieten. Warm sind das € 2,50 pro Quadratmeter. Und weil das so kostengünstig ist möchten wir, dass die Mieter einmal pro Jahr einen kostenlosen Workshop anbieten, weil wir von einem befreundeten Kindertischler hörten, dass seine an sich immer vollen Kurse total leer sind, sobald er Geld verlangt. Das konnte sich dann keiner mehr leisten.

Wer keinen Workshop anbieten möchte, macht einfach mehr im Haus. Nicht jedem liegt es, Kurse anzubieten. Die Spendengelder die wir erhalten dienen nicht dazu, jemanden zu bezahlen, sondern das Haus zu erhalten. Das ist der solidarische Ansatz.

In welchem Zeitraum finden die Workshops statt, die ihr hier veranstaltet?
Susanne: Wir möchten in Zukunft ein bis zwei Workshops pro Woche veranstalten, um so den Laden auch noch beliebter zu machen.

Du hast es schon erwähnt, ihr habt hier Mieter, die für wenig Geld Werkstätten bekommen und in Gegenleistung dann am Haus arbeiten. Was passiert, wenn das Haus saniert ist?
Daniela: Dadurch, dass wir alles selbst machen, geht das sehr langsam. Alle sollen sich daran beteiligen. 2015 steht unsere Rückfassade an. Alle werden mitarbeiten, so können wir das dann auch stemmen. Nur die laufenden Kosten müssen durch die Mieten gedeckt werden. Es wird auch keine Luxussanierung geben. Wir haben alle noch Öfen. Zum einen, weil eine Heizungsanlage viel zu teuer ist, zum anderen, weil wir diese natürlich auch lieben.

Es ist bestimmt nicht so schwer die Werkstätten zu vermieten? Habt ihr eine lange Warteliste für zukünftige Werkstattmieter?
Susanne: Wir haben schon immer mal wieder Anfragen. Es ist nicht schwer, die Werkstätten voll zu bekommen.

Detail im Hinterhof des Vereinsgebäudes in der Georg-Schwarz-Strasse in Leipzig.
Detail im Hinterhof des Vereinsgebäudes in der Georg-Schwarz-Strasse in Leipzig.

Gibt es das Problem, dass die Leute nicht mehr ausziehen wollen?
Susanne: Wer einmal hier ist, möchte auch gern bleiben. Die meisten von uns sind schon von Anfang an dabei.

Dann sind die Verträge auch nicht befristet, so dass ihr immer mal wieder neue Leute und Gewerke bekommt?
Susanne: Nein. Eher im Gegenteil, man wächst ja auch menschlich zusammen und kann dann die Projekte besser stemmen. Im Moment haben wir eine wirklich gute Hausbesetzung. Wir haben auch handwerklich sehr begabte Menschen. Das geht gut Hand in Hand und wir ergänzen uns gegenseitig. Es ist ein Geben und Nehmen.

Ihr habt die Entwicklung des Viertel von Beginn an mitbekommen. Was sagt ihr dazu?
Daniela: Ein Teil der Vereinsmitglieder wohnte damals bereits in der Georg-Schwarz-Straße 9. Die Hausnummer 7 stand zum Verkauf und hatte einen gemeinsamen Hinterhof mit der Hausnummer 9 - ideal für unsere hinZundkunZ-Pläne. Mit Hilfe unserer gewählten Vertreter aus der Linkspartei konnten wir erreichen dass die Hausnummer 7 aus der Verkaufsmasse der LWB rausgelöst und in einen Erbpachtvertrag übergehen konnte. Die fanden das zum Glück gut.

Das Projekt der Wächterhäuser von HausHalten wird von vielen Menschen kritisch gesehen sozusagen als Durchlauferhitzer für Investoren
Detail im Hinterhof des Vereinsgebäudes in der Georg-Schwarz-Strasse in Leipzig
Der Eingang des Hinz und Kunz in der Georg-Schwarz-Strasse in Leipzig Lindenau.

Wie erlebt ihr die Veränderungen hier?
Daniela: Das Projekt der Wächterhäuser von HausHalten wird von vielen Menschen kritisch gesehen sozusagen als Durchlauferhitzer für Investoren. Das war aber vor 10 Jahren so sicher nicht absehbar und HausHalten ging es immer in erster Linie um den Erhalt der Häuser. Ich glaube, es war ganz gut, das es die vor uns gab. Uns war nämlich dadurch klar, dass wir keine Zwischennutzung machen würden. Wir fanden das Wächterhauskonzept zwar schön, aber wir wollten auf eine längere Zeit planen können. Wir brauchten das, um etwas aufbauen zu können.

Die ganze Entwicklung hier im vorderen Bereich der Georg-Schwarz-Straße kam ja auch aus diesen Erfahrungen. 2009 hätten wir nie gedacht, dass wir mal Häuser kaufen würden. Aber irgendwann haben wir den Mut gefasst, haben Direktkredite gesammelt und so haben das viele gemacht. Dadurch sind viele Häuser in Gruppenbesitz übergegangen. Ich glaube, das ist die größte Ansammlung von Hausprojekten auf einem Platz in Leipzig. Das Haus hier haben wir bewahrt, jetzt sind die Preise explodiert. Und viele ziehen zu, was kritisch gesehen wird. Aber ich finde, so wie manche Alteingesessen uns gegenüber kritisch waren, möchte ich den Neuen nicht kritisch gegenüberstehen. Solange es eine Mischung bleibt, ist das okay.

Susanne: Es kommt immer auf die Balance an, und dass man sich nicht gegenseitig das Wasser abgräbt. Es gibt immer gesellschaftliche Spielregeln, denen wir alle unterworfen sind, und wenn man sich gemeinsam mit diesen Regeln bewegt, ist das auch okay. Manche Dinge muss man vielleicht manchmal über Gebühr tolerieren, andere toleriert dann der andere dafür mehr. Aber wenn das in der Waage bleibt, kann das funktionieren.

Ich bin sehr gespannt, wie es werden wird, wenn das Brunnenviertel dann neu bezogen wird. Welche Dynamik dort entsteht. Generell ist die Entwicklung hier eher gediegen, es explodiert hier nicht. Die Leute sagen nicht, dass sie jetzt unbedingt hierher ziehen müssen. Und wir sind darüber auch gar nicht böse.

Eine Schaufensterpuppe im Vereinsladen von Kunzstoffe.
Eine Kronkorkenskulptur im Vereinsladen von Kunzstoffe.

Aber ihr wusstet trotzdem, dass ihr von Anfang an hier bleiben wollt. Ihr habt das Projekt ja weit in die Zukunft geplant.
Daniela: Wenn es mit kunZstoffe nicht funktioniert hätte, dann hätte das Haus trotzdem gute Räume gehabt. Dann würden Leute einziehen und sich die Wohnungen ausbauen.

Wir haben auch nicht das Luxusproblem eines Parkes, der das Haus umgibt, sondern eine laute Straße. Hier können auch nicht die super Mieten verlangt werden, weil die Straße so laut ist.

Susanne: Die Bevölkerungsstruktur im Viertel ist ja auch nicht dafür geeignet, hohe Rendite zu erzielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Georg-Schwarz-Straße so wird wie die Karl-Heine-Straße.

Daniela Hier gibt es ja auch gar keine Bäume, es gibt nur den engen Straßenraum, man fährt hier auch nicht gerne Rad.

Susanne: Im Vergleich zur Karl-Heine oder Karl-Liebknecht ist die reine Infrastruktur hier nicht wirklich attraktiv zum Wohnen.

Daniela Momentan zieht es ja viele Richtung Osten.

Hat sich eure Einstellung zum Projekt verändert, ihr macht das ja jetzt schon ein paar Jahre?
Daniela:  Wir haben immer solche Wellen, im Moment fühlt es sich wieder so an, als ginge etwas vorwärts. Das hat auch mit dem großen Laden zu tun.

Susanne: Wenn man positives Feedback bekommt, bekommt man sofort wieder einen Aufwind. Zwischendurch gibt es schon immer mal wieder auch Durststrecken. Da fragt man sich, warum man das eigentlich macht. Jetzt mit dem großen Laden, ermöglicht das auch wieder viel Neues.

Was denn zum Beispiel?
Susanne: Zusätzliche Kurse beispielsweise. Es kommen Leute, die Sachen mitnehmen, aber auch Leute, die Lust haben Kurse zu geben.

Der Eingang des Vereinsgebäudes von Kunzstoffe auf der Georg-Schwarz-Strasse in Leipzig Lindenau.

Wissen sie, dass sie die Kurse umsonst geben?
Susanne: Ja, die haben einfach Lust das zu tun. Und es ist mein großer Wunsch, dass wir die Struktur so hinkriegen, dass wir den Laden dieses Jahr wirklich ausnutzen können. Damit hier viel passiert, damit die Leute den Laden als Spielwiese begreifen.

Daniela: Ich finde es sehr schön, dass jemand vom Asylbewerberheim zu uns kommt. Sie stammt aus Tschetschenien und ist gelernte Schneiderin. Sie hat hier einen Anlaufpunkt und das finde ich super. Wir haben sie von Beginn an abgeholt, haben sie in die Projekte mit einbezogen und versucht sie zu integrieren. Sie geht jetzt auch regelmäßig zur Autodidaktischen Initiative und der Sportverein Lindenau hat sich der Kinder angenommen. Darüber kommen dann die Eltern mit anderen Eltern in Kontakt, was hoffentlich Vorurteile abbaut. Das finde ich sehr schön.

Susanne: Wenn Räume da sind, wo man gemeinsam was machen kann, ist es relativ schnell egal, woher man kommt. Die Verständigung mit Händen und Füßen geht auch immer. Wenn man auch dafür Raum sein kann, dann ist das toll.

Das klingt, als wäret ihr noch voll engagiert! Was sind eure nächsten Projekte?
Susanne: Ja, sind wir. Wir werden auch über lange Zeit mit den Projekten zu tun haben, die wir angefangen haben. Das ist auch okay. Ein Wunsch von mir, weil ich das in Chemnitz gesehen habe, ist, dass man den Laden mit einem pädagogischen Unterbau versieht, damit man dann Stellen bekommt, die man sonst nicht bekommt. So entstehen dann vielleicht auch andere Kooperationen und es wäre schön, wenn wir auch ein festes Angebot für die Schulen sein könnten. Da gibt es echt noch mehr als genug Arbeit für uns.

Daniela: Ich bin voll überzeugt von dem Projekt. Wir wollen kunZstoffe professionalisieren. Wir sind alle solche Pfriemler, wir müssen mal stringent dranbleiben, damit es eine Regelmäßigkeit und regelmäßige Workshops gibt.

Wenn wir jetzt sechs Stunden die Woche geöffnet haben, wollen wir ein neues Konzept umsetzen: den Ladenhüter. Menschen, die Platz zum kreativen Arbeiten suchen – also für Näharbeiten oder Basteleien – können den Raum nutzen. Dafür öffnen sie den Laden, haben ein Auge auf ihn und sind Ansprechpartner zu den Öffnungszeiten. Sie hüten quasi den Laden und werden buchstäblich zum Ladenhüter. So könnte das Team auch weiter wachsen.

Info

Daniela Nuß studierte in Leipzig Politik, Südosteuropa-Wissenschaften und Literatur. Susanne Stoll hat in Weimar Visuelle Kommunikation studiert.

Credits