Birgit Seeberger

Das Besondere an meinem Beruf ist, dass ich die Ergebnisse unserer Arbeit mit eigenen Augen sehen und mit Händen greifen kann.

Birgit Seeberger

Birgit Seeberger arbeitet seit 1994 im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (AWS) und war maßgeblich daran beteiligt, den Leipziger Westen nach der Wende zu erneuern und zu gestalten.

Dieses Gespräch ist Teil eines Parcours von Wantalon.
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Wir sprachen vor etwa acht Jahren mit Birgit Seeberger über ihre Zusammenarbeit mit lokalen Akteurinnen* im Leipziger Westen, den sie damals intensiv betreute. Mit den Menschen vor Ort suchte sie seit 2007 gemeinsam nach Lösungen für die zahlreichen Probleme und Wünsche. Aktuelle Meilensteine des Stadtentwicklungsprozesses waren damals der BuchKindergarten und die Neugestaltung der Josephstraße.

Im Rahmen des Dekadensprungs trafen wir uns wieder hatten die Gelegenheit, über seitdem neu Entstandenes zu sprechen, über Enttäuschungen und Hoffnungen und Wünsche für die kommende Entwicklung.

Birgit SeebergerRegentaucher | Fotografie
Birgit Seeberger auf den Gängen des technischen Rathauses in Leipzig.

Birgit, kannst Du nochmals kurz beschreiben, womit Du Dich täglich beschäftigst?
Wir waren und sind als Amt weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal. Wir stehen für zahlreiche Projekte in dieser Stadt und dass wir so erfolgreich sein würden, hätte man anfangs auch nicht gedacht. Wir haben sowohl die Quartiersentwicklung als auch andere Projekte vorangetrieben und gestaltet.

Der wesentliche Unterschied zu anderen Ämtern der Stadt und der Stadtplanung liegt darin, dass wir hauptsächlich mit Fördermitteln arbeiten. Wir haben nicht nur die Fähigkeit, diese Mittel zu akquirieren und abzurufen, sondern setzen sie auch so ein, dass sie nachhaltig wirken, die Lebensqualität in der Stadt verbessern und sichtbare Effekte haben.

Das Besondere an meinem Beruf ist, dass ich die Ergebnisse unserer Arbeit mit eigenen Augen sehen und mit Händen greifen kann. Ich kann durch die Stadt gehen und meinen persönlichen Beitrag an bestimmten Entwicklungen und Projekten erkennen, was sehr befriedigend ist.

Der Leipziger Westen war für mich schon immer das spannendste Gefüge. Es war sehr spannend hier zu starten.

Du hast ja nicht direkt im Leipziger Westen angefangen, sondern warst zuvor in anderen Sanierungsgebieten tätig. Wie hat sich der Leipziger Westen damals von den anderen Gebieten unterschieden? Was war Dein erster Eindruck?
Ich war in der Anfangszeit im AWS, genau zwölf Jahre, für die größte Leipziger Wohnsiedlung in Grünau zuständig und habe das auch gerne gemacht.

Dort betreute ich Projekte zur Verbesserung des Wohnumfelds, was mir großen Spaß machte. Grünau ist zwar eine riesengroße Siedlung, aber hat durch die Menschen und auch die Akteure vor Ort doch einen sehr dörflichen Charakter.

Nach zehn Jahren wollte ich aber wechseln. Wenn man so lange dabei ist, verliert man den frischen Blick und sieht die Dinge nicht mehr so klar. Der Leipziger Westen war für mich dabei schon immer das spannendste Gefüge mit dieser Industrie Architektur in Plagwitz, direkt am Auwald gelegen. Plagwitz war ja schon Teil der Expo 2000 und ich konnte die Arbeit meiner dort tätigen Kollegen beobachten. Es war sehr spannend hier zu starten.

Blick auf das Jahrtausendfeld und die Philippuskirche im März 2005. Aufgenommen aus einem Gebäude der ehemaligen Landmaschinenfabrik Rudolph Sack.Regentaucher | Fotografie
Blick auf das Jahrtausendfeld und die Philippuskirche im März 2005. Aufgenommen aus einem Gebäude der ehemaligen Landmaschinenfabrik Rudolph Sack.

Du hast ja bereits die Industriearchitektur in Plagwitz erwähnt, welche Dich interessierte. Was war Dein erster Eindruck vom Leipziger Westen?
Zu der Zeit, als ich meine Arbeit aufnahm, waren bereits einige herausragende Projekte im Gange, wie der Stadtteilpark und Entwicklungen entlang des Karl Heine Kanals im Zuge der Expo. Diese Projekte führten zu einer allmählichen Aufwertung des Gebiets, doch dunkle und vernachlässigte Ecken blieben. Mein Fokus lag anfangs auf der Josephstraße.

Eine Zählung im Jahr 2007 ergab, dass nur zwölf Personen in der gesamten Straße gemeldet waren. Die Verwahrlosung war offensichtlich. Niemand wollte die Häuser sanieren, die als Umschlagplätze für Drogen dienten. Nachts dort entlangzugehen war eine echte Herausforderung.

Die Straße, die einst so trist war, ist heute lebendig und fast schon überfüllt. Die Gentrifizierungsprozesse, die oft zu steigenden Mieten und Unerschwinglichkeit führen, waren damals noch nicht spürbar.

Ein Blick auf die Nachbarschadftsgärten in Leipzig Lindenau im Jahr 2004.Christina Weiß
Blick auf die Nachbarschaftsgärten in Leipzig Lindenau im Jahr 2004. Der Stadtteil war damals geprägt von Leerstand und Zerfall.

Der Wandel setzte ein, als eine engangierte Bürgerin, Christina Weiß vom Lindenauer Stadtteilverein e.V., auf die Stadt zukam und unglaublich viel in Bewegung setzte.

Sie hatte bereits umfassende Vorarbeiten geleistet. Sie hatte sämtliche Eigentümer recherchiert, bilaterale Vereinbarungen mit einem Schweizer Eigentümer getroffen, um die Nachbarschaftsgärten zu erschaffen. Sie forderte die Stadtverwaltung auf, sich dem Projekt anzuschließen. Die Ämter für Wohnungsbau, Stadterneuerung, Wohnungsbauförderung und das Stadtplanungsamt stimmten zu und finanzierten einen Moderator. Das Engagement beschränkte sich darauf, jährlich zwei Workshops zu veranstalten, in denen jeder Teilnehmer konkrete Aufgaben übernahm. Frau Weiß spielte dabei eine Schlüsselrolle, indem sie alle Eigentümer zusammenbrachte.

Die Veränderung war bemerkenswert. Der Nachbarschaftsgarten, der zunächst nur eine Brachfläche war, verwandelte sich in eine blühende Oase, in der die Anwohner gemeinsam Pflanzen setzten und sich trafen. Im Sommer wurde dieser Ort zu einer wahren Idylle. Diese Entwicklung, die 2004 begann, war damals kaum vorstellbar. Zur Dokumentation dieses Prozesses erstellten wir eine Broschüre, die heute als wertvolles Zeitzeugnis dient, um die damalige Situation zu veranschaulichen. Die Umgestaltung der Josephstraße lebte von der aktiven Beteiligung der Menschen und war ein Prozess 'von unten', den die Stadtverwaltung offen unterstützte. Wir waren damals nur ein kleiner Teil dieses umfassenden Prozesses.

Christina Weiß
Christina Weiß
Christina Weiß
Christina Weiß

Christina Weiß hatte damals die Eigentümer der verschiedenen Parzellen recherchiert und an einen Tisch gebracht. Wie genau lief das damals ab?
Christina Weiß hat mit außergewöhnlichem Engagement die Transformation der Josephstraße und Umgebung vorangetrieben. Sie erstellte eine detaillierte Karte des Gebiets und recherchierte jeden Eigentümer verwahrloster Grundstücke. Durch bilaterale Verträge, insbesondere mit Schweizer Eigentümern, initiierte sie die Entstehung der »Nachbarschaftsgärten« und späterer Wohnbebauungen.

Sie hat internationale Workshops und Work Camps organisiert, in denen junge Menschen aus aller Welt zusammenkamen. Ein Beispiel ist die Josephstraße 27 mit dem »Radhaus«, einer Fahrradwerkstatt, die bis heute ein Gemeinschaftszentrum ist.

Der BuchKinder Leipzig e.V. wollte unbedingt an dieser Stelle ein Kindergarten errichten. Das war aufgrund des Ankaufs von mehreren Grundstücken verschiedener Eigentümer eine Herausforderung. Die Stadt unterstützte diese Projekte organisatorisch und finanziell, was zur Belebung und Aufwertung der gesamten Gegend beitrug

Weiße Holzbuchstaben, die das Wort 'MUT' im Gras der Nachbarschaftsgärten formen, mit einer Gartenbank im unscharfen Hintergrund und herbstlicher Vegetation rundherum.Regentaucher | Fotografie
Eine schwarz-weiße Katze steht auf einem Baumstamm in einem naturnahen Garten mit alten Holzbänken, herbstlichen Bäumen und einer Person im Hintergrund, die im Nachbarschaftsgarten arbeitetRegentaucher | Fotografie
Die Nachbarschaftsgärten im Jahr 2016. Acht Jahre später sind die Gärten fast vollständig Neubaubauten gewichen.

Wie blickst Du auf die Josephstraße heute? Ist die Entwicklung durchweg positiv?
Die Entwicklung der Josephstraße in Leipzig war ein komplexer, und mit dem Verlust der alten Nachbarschaft auch schmerzvoller Prozess, der aber letztendlich zu einer lebendigen und positiven Wohnstraße führte. Diese Straße repräsentiert eine Vielfalt an Lebensstilen, weit entfernt von einer heilen Welt. Trotz ihres chaotischen und heterogenen Charakters, der aus städtebaulicher Sicht teilweise kritisch gesehen wird, hat die Straße eine eigene Identität entwickelt, die von den Anwohnern geschätzt wird.

Sie spiegelt eine breite und vielfältige städtische Gesellschaft wider, in der unterschiedliche Lebensstile aufeinandertreffen, manchmal auch konfliktreich. Doch genau diese Vielfalt macht die Josephstraße zu einem positiven Beispiel städtischer Entwicklung, in der unterschiedliche Perspektiven und Lebensweisen in einem städtischen Kontext koexistieren können.

Der Park sollte ein Aufenthaltsort für verschiedene Bewohnergruppen des Stadtteils bleiben und werden, nicht nur ein Spielplatz.
Ein kreativ gestaltetes Pflasterstein-Mosaik mit einem Kreismuster in der Mitte, Moos zwischen den Steinen und herbstlichen Blättern, die auf dem Boden liegen.Regentaucher | Fotografie
Ein gepflasterter Weg mit Herbstlaub im Vordergrund, der zu einem modernen, beigen Gebäude am Westentaschenpark in Leipzig Lindenau führt, mit einem geparkten Fahrrad an der Seite und Bäumen im Hintergrund.Regentaucher | Fotografie

Kommen wir zum »Westentaschenpark«, dem kleinen Pocket-Park an der Aurelienstraße, Ecke Hähnelstraße. Diese Stelle teilte ja das übliche Schicksal vieler Städte. Die alte Bausbstanz verschwindet und an deren Stelle bleibt eine Brache übrig.
Es ist witzig dass dieser Park mittlerweile so genannt wird. Es war meine Wortkreation weil er eigentlich zu klein ist für einen richtigen Park. Und dann liegt er im Westen. Ursprünglich waren das zwei Grundstücke, die der Stadt gehörten. Es zeichnete sich schon früh eine Verdichtung des Wohngebiets ab und so wurden die ursprünglich für den Verkauf und die Bebauung vorgesehenen Grundstücke, dauerhaft als Grünflächen erhalten. Dies wurde durch die Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer ermöglicht, welches die Flächen in seine Liegenschaften übernahm, da sie auch langfristig gepflegt werden müssen.

Diese Zusammenarbeit war entscheidend, um diese Flächen langfristig als Grünraum zu sichern. In der Vergangenheit verkaufte die Stadt häufig solche Flächen, was sich als Fehlentwicklung herausstellte. Durch die Partnerschaft und eine Bürgerbeteiligung wurde eine neue Richtung eingeschlagen. Der Park sollte ein Aufenthaltsort für verschiedene Bewohnergruppen des Stadtteils bleiben und werden, nicht nur ein Spielplatz.

Blick auf die Phillipuskirche in Leipzig-Plagwitz vom Karl-Heine-Kanal aus.Regentaucher | Fotografie
Trauerweiden und Seerosen am Karl-Heine-Kanal in Leipzig Lindenau.Regentaucher | Fotografie

Dein Lieblingsort ist ja die Gegend um die »Fankurve« wie wir sie nennen. Die Stelle hinter der Helmholtzschule an dem der Karl-Heine-Kanal einen Bogen macht.
Das stimmt, das ist mein Lieblingsort im Leipziger Westen, den ich auch schon recht früh entdeckt habe. Besonders beeindruckend sind dort die Seerosen auf dem Kanal und die Trauerweiden, die ihre Zweige in das Wasser hängen lassen – ein magischer Ort in der Stadt. Die Umgestaltung der alten Industriebrachen in Wohnraum hat diesem Bereich neues Leben eingehaucht.

Ich glaube es wird nicht nur mir so gehen. Die Schönheit dieses Ortes, wissen sicherlich viele Bewohner zu schätzen. Die Nähe zum Wasser, kombiniert mit der industriellen Architektur und dem frühzeitig angelegten Radweg, macht dieses Gebiet besonders erlebenswert.

Jedoch finde ich es bedauerlich, dass ein kürzlich errichteter, überdimensionierter Neubau die Gegend stört, eigentlich verschandelt, insbesondere durch schlecht platzierte Parkplätze, die das Bild trüben. Ich hadere damit, dass es nicht so viele Zonen in dieser Stadt gibt, wo das Auto nicht dominiert.

Neubauten auf dem Jahrtausendfeld in Leipzig Lindenau.Regentuacher | Fotografie

Aber ja, das ist einer meiner Lieblingsorte und daran sind mehrere Projekte geknüpft, darunter zwei Spielplätze. Der Wasserspielplatz mit seinen zwölf Brücken, der bereits 1998 entstand, und der öffentliche Spielplatz im Dreieck hinter der Helmholtzschule, der 2024 neu gestaltet wird. Spielplätze unterliegen einer ständigen Erneuerung, die alle 10 bis 15 Jahre notwendig sind, besonders wenn Holz oder andere Materialien im Spiel sind.

Diese ständige Entwicklung zeigt, dass die Arbeit an solchen Orten nie aufhört, sondern sie sich immer wieder neu erfindet.

Diese unspektakuläre, aber wichtige Fläche zeigt, wie entscheidend es ist, öffentliche Räume langfristig zu erhalten.
Calisthenics-Anlage an der Druchwegung zwischen Karl-Heine-Straße und Aurelienstraße in Leipzig Lindenau.Regentaucher | Fotografie
Schattenspiel der Calisthenics-Anlage in Leipzig Lindenau.Regentaucher | Fotografie

Ganz in der Nähe befindet sich die neu angelegte Durchwegung am Jahrtausendfeld. Diese zieht vor allem bei guten Wetter ja auch viele Menschen an.
Das ist eine besonders positive Entwicklung, die Gestaltung des 11 Meter breiten Streifens zwischen der Aurelien- und Karl-Heine-Straße direkt am Kanal. Obwohl der private Käufer des angrenzenden Geländes Interesse an dieser Fläche hatte, blieb sie glücklicherweise öffentlich und wurde im Sinne einer attraktiven Wegeverbindung aufgewertet. Diese Entscheidung passte zu unserer Vision, im Stadtteil nicht nur bestehende Wege zu nutzen, sondern auch neue, qualitativ hochwertige Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen.

Zur Gestaltung des Weges gab es zahlreiche Ideen, einschließlich einer Skateranlage. Dieser Vorschlag wurde jedoch aufgrund von Lärmschutzbedenken verworfen. Schließlich übernahm das Verkehrs- und Tiefbauamt die Gestaltung, finanziert durch Ausgleichsbeträge aus dem Sanierungsgebiet. Heute bietet der Bereich neben Tischtennisplatten auch eine Calisthenics-Anlage, die vor allem von jungen Männern genutzt wird, die dort wahnsinnig akrobatische Sachen machen, einschließlich wahnwitzigen Klimmzügen. Wirklich tolle Sachen. Die Fläche ist zu einem akzeptierten und geschätzten Aufenthaltsort geworden.

Es gab zwar Herausforderungen, wie die unerwünschte Nutzung des nahegelegenen Jahrtausendfeldes als Freizeitraum, doch diese Probleme haben sich inzwischen gelegt. Diese unspektakuläre, aber wichtige Fläche zeigt, wie entscheidend es ist, öffentliche Räume langfristig zu erhalten. Bezüglich des Jahrtausendfeldes gibt es derzeit Pläne für einen Schulcampus, was die Zukunft dieser Fläche spannend macht. Es bleibt abzuwarten, ob ein Dialog mit dem derzeitigen Eigentümer, doch wieder zu einem Kauf durch die Stadt führen könnte.

Eine auf dem Jahrtausendfeld dekorierte Bank mit bunten Polstern und Kissen unter einem natürlichen Blätterbogen, mit einem Pfad, der zu weiteren Sitzgelegenheiten und Gebäuden an der Aurelienstraßeführt.Regentaucher | Fotografie
Im Jahr 2016 war das Jahrtausendfeld zwar schon gerodet, aber Menschen nahmen die Gelegenheit wahr, den Raum zu gestalten. Beete wurden angelegt, Bewuchs zu abenteuerlichen Gebilden gebunden und sogar ein Gewächshaus angelegt. Die Pracht hielt nicht lange und wurde bald schon wieder beseitigt.
Ein herzförmiges Beet aus Ziegelsteinen mit jungen Pflanzen in der Mitte, auf dem Jahrtausendfeld mit einer weiteren runden Ziegelstruktur im Hintergrund.Regentaucher | Fotografie
Innenansicht eines kleinen, selbstgebauten Gewächshauses mit Holzrahmen und verschmierten Glasscheiben, in dem junge Pflanzen wachsen, mit einem Blick auf städtische Gebäude im Hintergrund.Regentaucher | Fotografie
Zwei Baumstümpfe im Vordergrund auf dem jahrtausendfeld in Leipzig Lindenau mit trockenem Gras. Auf jedem Stumpf ist ein trauriges Gesicht gemalt oder eingeschnitzt.Regentaucher | Fotografie
Eine Outdoor-Installation aus diversen Objekten und Schildern mit Schriftzügen 'Still Standing 2018' und 'UNSER FELD' auf dem Jahrtausendfeld in Leipzig Lindenau unter klarem Himmel.Regentaucher | Fotografie
"Ein alter Autoreifen, wiederverwendet als Pflanzgefäß für Kräuter und Pflanzen, liegt inmitten einer Grasfläche, mit einer teilweise durch die Vegetation verdeckten Botschaft in gelber Schrift auf seiner Seite.Regentaucher | Fotografie

Die Bänke dort sind ja alle Richtung Kanal ausgerichtet. Gegen Abend sitzen die Menschen anders herum mit dem Bauch gegen die Rückenlehne gelehnt, um die Abendsonne zu geniessen.
Stimmt, ich weiß gar nicht mehr ob das diskutiert wurde. Ich glaube, man ist immer davon ausgegangen, dass auf der anderen Seite irgendwann etwas entstehen wird und dass das dann irgendwie eine logische Konsequenz ist. Ich hätte es ja cool gefunden, mit mobilen Sitzgelegenheiten zu arbeiten. Aber das geht natürlich auch nur bedingt. Aber ja, es wäre eine schöne Idee, wenn man auch über die Wegeverbindung hinaus Möglichkeiten für eine temporäre Zwischennutzung des Jahrtausendfelds schaffen könnte. Vor allem auch für die Sonnenhungrigen.

Der neu gestaltete Platz ist ein voller Erfolg und stets gut besucht
Der Karl-Heine-Platz in Leipzig Lindenau im Winter 2024.Regentaucher | Fotografie
Ein Blick auf den Karl-Heine-Platz im November 2023. So leer sieht man ihn sonst nie. Bei gutem Wetter im Sommer kann man die freien Quadratzentimeter zählen.

Jetzt möchten wir gern noch etwas über den Karl-Heine-Platz erfahren. Der wurde ja auch vor Kurzem neu gestaltet.
Der Karl-Heine-Platz war ehemals ein Friedhof und wird im Volksmund daher liebevoll »Knochenplatz« genannt. Er hat sich seit seiner ersten Umgestaltung im Jahr 1996 stark gewandelt. Damals wurde unter anderem ein Wasserspielplatz angelegt, der allerdings nicht erhalten blieb. Heute ist der Platz ein wichtiger Treffpunkt, besonders für die vielen Familien mit Kindern, die in diesem zunehmend jüngeren Stadtteil leben. Im Sommer ist hier besonders viel los, was die Notwendigkeit einer Erneuerung unterstreicht. Wie erwähnt haben Spielplätze eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 bis maximal 15 Jahren, danach bedürfen sie einer Überarbeitung.

Glücklicherweise konnte der Platz noch in der Sanierungsphase aus dem Stadtumbau-Programm neugestaltet werden, eine Maßnahme, die 2020 umgesetzt wurde. Für die Planung war erneut das Amt für Stadtgrün und Gewässer verantwortlich, während die Umsetzung aus den Stadtumbau-Mitteln finanziert wurde.

Der neu gestaltete Platz ist ein voller Erfolg und stets gut besucht, was den Bedarf an weiteren Spielräumen in diesem lebendigen Stadtteil unterstreicht. Leider gibt es im direkten Umfeld kaum Flächen, um weitere Spielplätze zu errichten. Der nächste Spielplatz befindet sich am Kanalbogen bei der Helmholtz Schule.

Info

Birgit Seeberger lebt und arbeitet seit 1994 in Leipzig. Die studierte Diplom-Geografin ist seit 1994 als Stadterneuerin im Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung tätig. Bis 2006 war sie Sachgebietsleiterin in Grünau und seit 2007 betreut sie die Sanierungstätigkeit im Leipziger Westen.

Credits